Sabrina

Portrait Sabrina W.

Wachabteilungsleiterin auf der Feuerwache Wittenau

Warum hast du dich für eine Tätigkeit bei der Berliner Feuerwehr entschieden und was hast du vorher gemacht?

Ich habe Betriebswirtschaft dual studiert und im Vertrieb gearbeitet. Dort war ich in der Teamleitung tätig und übernahm schon früh Verantwortung. Zu meinen Aufgaben zählten sowohl der Verkauf als auch die Betreuung von Privat- und Geschäftskunden sowie Ausbildung und Weiterbildung. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, suchte ich nach neuen Herausforderungen. Ich wollte mich selbst weiterentwickeln, mit Menschen zusammenarbeiten und weiterhin Verantwortung übernehmen. Außerdem wollte ich ein spannendes und abwechslungsreiches Arbeitsumfeld haben. So bin ich durch Bekannte auf die Berliner Feuerwehr aufmerksam geworden.

Beschreib uns deinen typischen Arbeitstag!

Der Tag beginnt mit der Übernahme der vorherigen Schicht. Alles, was wichtig ist für das tägliche Einsatzgeschehen, übergeben sich die Wachabteilungsleiter/innen bei der Übernahme. Als nächstes wird die tägliche Personalstärke gemeldet, so dass eine Einsatzbereitschaft der einzelnen Feuerwachen garantiert wird. Dann erfolgt die offizielle Dienstübernahme mit allen Kollegen. Da jeder Kollege multifunktional einsetzbar ist, muss bei jedem Dienstbeginn jedes Fahrzeug und das Arbeitsmaterial kontrolliert werden. Auch ich als Wachabteilungsleiterin überprüfe meine Ausrüstung, wie zum Beispiel Funkgeräte, Dokumentationsbögen, iPad, mobilen Rauchverschluss etc.

Danach geht es zurück ins Büro, Mails beantworten, die verschiedenen Anfragen der Kollegen bearbeiten und andere organisatorische Anfragen abarbeiten. Als Wachabteilungsleiterin bin ich sowohl administrativ als auch im Einsatz für die Kollegen verantwortlich. Ich kümmere mich zum Beispiel um regelmäßige Fortbildungen, verwalte die Zeitkonten der Kollegen oder fertige Erkrankungsanzeigen an. Nach dem gemeinsamen Frühstück folgen Unterricht oder Übungen. Natürlich sind meine Wachmannschaft und ich die ganze Zeit einsatzbereit und fahren Einsätze. Zu diesen gehören Rettungsdienst, technische Hilfeleistung oder Brandbekämpfung.

Dem gemeinsamen Mittagessen folgt die Bereitschaftszeit, die ich meistens im Büro verbringe, um Berichte zu schreiben oder die nächsten Schichten zu planen. Nachmittags machen wir alle gemeinsam Sport und schauen, sofern es die Zeit zulässt, auch gerne einen Film. Abends werde ich dann vom nächsten Kollegen abgelöst und übergebe ihm alle relevanten Informationen, die für seinen Dienst wichtig sind. Und der Arbeitstag oder die Arbeitsnacht geht für den Kollegen analog zu meinem los.

Welche Herausforderungen bringt deine Arbeit mit sich?

Eine Herausforderung ist die begrenzte Zeit für Aus- und Fortbildung. Die Einsatzbelastung, gerade im Notfallrettungsdienst, ist sehr hoch. Die Bevölkerung erwartet von uns stets ein professionelles und kompetentes Auftreten. Von Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen auf einer Feuerwache wird viel erwartet. Sie müssen sich auf dem RTW sehr gut auskennen, alle Geräte kennen und beherrschen, sich mit Medikamenten auskennen, Symptome deuten und daraus ein Krankheitsbild ableiten. Ebenfalls müssen sie das LHF sehr gut kennen, sie müssen wissen, wie sie Personen aus einem Unfallwagen befreien, eine Tür schadenfrei öffnen oder Gasausströmungen eindämmen können. Dann müssen sie eine Löschversorgung aufbauen können, die verschiedenen Techniken der Brandbekämpfung beherrschen und Grundzüge der taktischen Ventilation kennen. Und das sind nur einige Fertigkeiten, die sie haben müssen. In allem sehr gut zu sein fordert regelmäßige Fortbildung, dazu fehlt manchmal die Zeit und durch die hohe Belastung in anderen Bereichen auch oftmals die Motivation. Ich sehe hier meine Aufgaben als Wachabteilungsleiterin: ein gutes Ausbildungskonzept für die Kollegen so zu installieren, dass alle davon profitieren und sich fortbilden können. Schließlich geht es oft um Menschenleben.

Eine andere Herausforderung für mich in meiner Funktion sind manchmal die Wege, die das Beamtentum fordert. Es gibt Meldewege, die einzuhalten sind, Anträge, die geschrieben werden müssen. Die Digitalisierung ist in einigen Bereichen schon sehr gut, aber teilweise funktionieren viele Dinge bei der Behörde noch analog. Eine Beschädigungsmeldung bei einem Eigenunfall eines Fahrzeuges der Feuerwehr muss zum Beispiel fünfmal ausgedruckt und an verschiedene Stellen geschickt werden. Dass es dafür noch kein Online Formular gibt, ist mir nicht schlüssig. Viele Prozesse werden dadurch sehr verlangsamt.

Erzähl uns von deinem Team!

Mein Team ist vom Alter komplett durchmischt, von Anfang 24 bis 56 ist alles dabei. Es macht sehr viel Spaß, mit den Männern zusammen zu arbeiten (bisher habe ich nur Männer in meiner Tour). Jeder bringt eigene Fähigkeiten und Kenntnisse mit. Viele Kollegen haben einen handwerklichen Hintergrund, viele treiben Sport, fahren Rad, laufen oder verbringen Zeit im Kraftraum auf der Feuerwache.

Für den Arbeitsalltag ist es absolut förderlich, viele verschiedene Leute im Team zu haben. Jeder hat andere Interessen und andere Blickwinkel auf Herausforderungen oder alltägliche Dinge, die auf der Wache anfallen. Alle aus meinem Team sind sehr selbstständig, gibt es eine Idee, wird diese mit anderen Kollegen weiterentwickelt und so entsteht daraus zum Beispiel ein Ausbildungskonzept, welches in meiner Tour etabliert wird. Durch die viele Zeit, die zusammen verbracht wird, ist die Arbeitsatmosphäre oft locker und entspannt. Wenn es aber auf der Einsatzstelle mal schnell gehen muss, wird professionell und effizient auf Lösungen hingearbeitet.